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Kompaktwissen

Zunächst wollen wir euch mit ein paar wissenswerten (Hintergrund-) Infos über Stadttauben versorgen:

Abstammung

Stadttauben sind Nachfahren der Haustaube, die wiederum von der wilden Felsentaube abstammt. Diese Vögel wurden ursprünglich vom Menschen domestiziert, hauptsächlich für den Einsatz als Brieftauben, Fleisch- und Eierlieferanten oder zur Zucht. Als diese Form der Nutztierhaltung aus der Mode kam, wurden die Tiere aus ihren Schlägen ausgesetzt und sich selbst überlassen. Es handelt sich bei Stadttauben also um verwilderte Haustiere, was auch genetisch nachgewiesen wurde (zum Gutachten).

Eigenschaften

Stadttauben leben oft monogam und bilden lebenslange Paarbindungen. Durch den sogenannten Brutzwang, der ihnen von den Menschen angezüchtet wurde, legen sie bis zu sieben mal pro Jahr Eier, auch wenn die äußeren Bedingungen suboptimal sind. Beide Eltern kümmern sich intensiv um die Aufzucht der Küken, indem sie sie mit einer speziellen Kropfmilch füttern – ein einzigartiges Merkmal unter Tauben. Einmal angesiedelt, bleiben Stadttauben ihrem Lebensraum treu. Ihr Aktionsradius beträgt meist nur ca. 700 Meter, dort suchen sie nach Futter und Wasser. Als Körnerfresser bevorzugen sie Samen und Getreide. Hiervon bräuchten sie rund 40g pro Tag, um satt zu werden.

Ansiedlung in Großstädten 

Stadttauben haben sich insbesondere in Großstädten angesiedelt, da diese ihrer ursprünglichen Heimat – felsigen Gebieten – ähneln. Ihre Vorliebe, in Gebäudenischen, Brücken und anderen urbanen Spalten zu brüten, erinnert an die natürlichen Brutplätze ihrer Vorfahren in Felswänden. Hohe Gebäude und enge Spalten bieten ideale Brutplätze. Zudem finden sie in Städten leichter Nahrung, selbst wenn diese absolut nicht artgerecht ist.

Dabei variieren die Lebensbedingungen von Stadttauben stark zwischen den Stadtteilen. Orte, an denen sich Stadttauben besonders häufig und zahlreich ansiedeln, sind Einkaufszentren und -straßen sowie Bahnhöfe. Hier finden sie Essensreste und in den angegliederten Parkhäusern und Unterführungen Brut- und Schlafplätze.

Wie viele Stadttauben in Köln leben, ist unklar. Schätzungsweise kommen in Städten mit günstigen Lebensbedingungen für Tauben (z.B. viele ungesicherte Nistplätze und Futterquellen) bis zu 2.000 Tauben pro 100.000 Einwohner. Bei knapp 1,1 Mio. Einwohnern könnten aktuell demnach weit über 20.000 Stadttauben auf Kölns Straßen leben - Tendenz mit Sicherheit steigend.

Problemlagen und ihre Folgen

Stadttauben sind faszinierende Tiere, die in urbanen Räumen meist jedoch unwürdigen Lebensbedingungen ausgesetzt sind. Die damit verbundenen Probleme wirken sich nicht nur auf das Wohl der Tiere aus, sondern beeinflussen auch das Stadtbild und die Beziehung zwischen Mensch und Tier.

Wir haben euch nachfolgend ein paar Aspekte aufgelistet, die die komplexe Problemlage und ihre Folgen verdeutlichen:

Fütterungsverbote und fehlende saubere Wasserquellen

In vielen Städten herrscht ein generelles Fütterungsverbot für Tauben, oft mit der Begründung, die Population zu reduzieren und die Sauberkeit zu verbessern. Gleichzeitig fehlt es an sauberen Wasserquellen, die die Tiere dringend benötigen.

Fehl- und Unterernährung

Die Nahrung, die Stadttauben in urbanen Gebieten finden, ist häufig minderwertig und ungesund. Essensreste wie Brot oder Fast Food enthalten nicht die Nährstoffe, die die Tiere benötigen. Fehl- und Unterernährung sind daher weit verbreitet, was zu schwachen und kranken Tieren führt.

Hungerkot

Ein trauriger Nebeneffekt der schlechten Ernährung ist der sogenannte Hungerkot. Dieser Durchfall entsteht, wenn Tauben aus Mangel an Nahrung ihre Reserven abbauen. Er ist viel schwerer zu entfernen als der eigentlich feste Taubenkot, was zu zusätzlichen Kosten für die Reinigung und Instandhaltung von Gebäuden führt.

Vermüllung der Straßen

Da Tauben oft an Stellen nach Nahrung suchen, wo die Vermüllung besonders ausgeprägt ist, verbinden viele Menschen mit ihnen Unsauberkeit und Abneigung.

Verschnürungen

Stadttauben sind oft Opfer von sogenannten Verschnürungen. Dies geschieht, wenn sie sich auf der Straße in Fäden, Haaren, Drähten oder Müll verfangen, die ihre Füße und Flügel einschneiden. Diese Verletzungen führen zu starken Schmerzen, Infektionen und oft zum Tod der Tiere, wenn sie keine Hilfe erhalten.

Vertreibung und Vergrämung

In vielen Städten wird versucht, die Tauben durch bauliche Maßnahmen wie Netze oder Spikes zu vertreiben. Diese Methoden bieten jedoch oft nur kurzfristigen Erfolg, da die Tiere standorttreu sind und an andere Orte ausweichen. Vergrämung löst das Grundproblem der Überpopulation und der schlechten Lebensbedingungen nicht, führt aber häufig zu schlimmen Verletzungen bei den Tieren.

Überfahrene Tiere

Der urbane Lebensraum ist gefährlich. Viele Stadttauben werden im Straßenverkehr überfahren, insbesondere wenn sie geschwächt oder durch Fehl- und Unterernährung langsam und unaufmerksam sind. Solche Unfälle sind nicht nur tragisch für die Tiere, sondern belasten auch das Stadtbild.

Hass und Tierquälerei

Die schwierige Situation der Stadttauben führt häufig zu Missverständnissen und Ablehnung. Viele Menschen sehen sie als "Schädlinge" und begegnen ihnen mit Abneigung oder sogar Gewalt. Tierquälerei und Hass gegen Tauben sind leider weit verbreitet.

Steigende Population

Aufgrund des angezüchteten Brutzwangs und dem Angebot an (ungesunder) Nahrung vermehren sich Stadttauben unabhängig von der Jahreszeit. Neben den verwilderten Stadttauben geraten auch viele Brieftauben in urbanen Gebieten in Not. Bei Wettflügen oder Trainingsflügen verlieren in der Regel über 50% der Brieftauben die Orientierung oder werden durch Erschöpfung und schlechte Witterung daran gehindert, ihren Heimweg zu finden. Hinzu kommen sogenannte Hochzeitstauben, die sich erschrecken und verirren. Diese Tiere stranden alle in unseren Städten, wo sie von nun an ohne artgerechte Versorgung oft in einem schlechten Zustand überleben müssen.

Ein Appell zum Umdenken

Die dramatische Lage der Stadttauben ist ein menschgemachtes Problem, das nach menschlicher Verantwortung verlangt. Statt durch Verbote, Vergrämung und Ignoranz die Situation zu verschärfen, wollen wir auf eine tierschutzgerechte Lösung hinarbeiten. Betreute Taubenschläge, kontrollierte und artgerechte Fütterung und ein Dialog über den Umgang mit Stadttauben könnten helfen, Konflikte zu entschärfen und eine bessere Koexistenz zu ermöglichen. Denn wie wir mit diesen Tieren umgehen, sagt viel über uns als Gesellschaft aus.

Tauben im Stadtteil

Jedes Veedel in Köln ist anders. Und damit ist auch die Situation der Stadttauben in jedem Veedel anders. Wir sind überzeugt, dass wir unsere Strategien zur Reduktion der Taubenpopulation den Bedingungen und Ressourcen vor Ort anpassen müssen. Deshalb suchen wir nach Lösungen, die zur Situation in Kalk passen. 

 

Kalk, ein Stadtteil (Veedel) von Köln, liegt im rechtsrheinischen Teil der Stadt und hat etwa 25.000 Einwohner. Zurückgehend auf seine frühere Bedeutung als Industriestandort zeichnet sich Kalk durch seine kulturelle Vielfalt und eine Mischung aus historischen und modernen Gebäuden aus. Während einige Bereiche des Stadtteils als sozial herausfordernd gelten, ist Kalk bekannt für seine lebendige und bunte Gemeinschaft. Orte wie der denkmalgeschützte Kalker Wasserturm und die Köln Arcaden, dem bel(i)ebten Einkaufszentrum geben dem Stadtteil seinen besonderen Charakter​.

Kalk aus der Vogel-Perspektive

Im Sommersemester 2025 haben sich 15 Studierende der Geographie, Sozialwissenschaften und Informatik der Uni Köln zusammengefunden, um Kalk aus einer neuen Perspektive zu betrachten – nämlich aus der der Stadttauben. Zunächst überlegten sie, welche Kriterien erhoben werden sollten, um die Taubenproblematik in Kalk sichtbar zu machen. Nach dieser konzeptionellen Phase folgte die Feldphase, in der die Studierenden in Kleingruppen an ausgewählten Orten Daten sammelten.

 

Zur Darstellung der Daten haben wir uns für den Open-Source-Anbieter uMap entschieden. So können wir auch zukünftig neue Orte anlegen und die Daten aktualisieren – zum Beispiel, wenn wir weitere Zählungen machen, an einer neuen Brutstelle Eier tauschen oder sich Hotspots verlagern.

Das PDF hier soll dir beim Verständnis der Karte und zur Einordnung der Ergebnisse helfen. 

So könnt ihr die Karte nutzen:

 

  • In der Legende (weißer Kasten) bekommt ihr eine Übersicht, welche Merkmale in der Karte erfasst sind. 

  • Ihr könnt euch entweder die Gesamtsituation oder auch nur einzelne Ebenen anzeigen lassen, z.B. nur die Taubenhotspots in Kalk. 

  • Klickt dazu links auf das "Ebenen"-Symbol und dann auf das Auge, wenn ihr einzelne Kriterien ausblenden möchtet.

  • Schließt die Legende und klickt direkt auf die Icons in der Karte, um mehr Infos zu erhalten.

  • Wir empfehlen euch, die Karte am Desktop-PC anzusehen. 

  • Bei (technischen) Schwierigkeiten meldet euch gerne bei uns.

  • Wenn ihr z.B. Brutstellen entdeckt oder Lust habt, euch bei zukünftigen Zählungen zu beteiligen, gebt uns ein Signal. Die Idee der Karte ist es, ein Mitmach-Projekt zu sein und sich stetig weiterzuentwickeln!

Ford Philanthropy Logo.jpg

Das Projekt war ein Angebot im Rahmen des Service Learning-Programms des ProfessionalCenters der Universität zu Köln.

Gefördert wurde das Projekt von Ford Philanthropy.

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